Journal article
Orientierungsprozesse im Vertrauensdilemma. Beziehungskonstruktionen in Beratungen zur privaten Altersvorsorge
Publication Details
Authors: | Bode, I.; Wilke, F. |
Publication year: | 2014 |
Journal: | Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie |
Pages range : | 371-396 |
Volume number: | 66 |
Issue number: | 3 |
ISSN: | 0023-2653 |
Abstract
Altersvorsorgeentscheidungen gehen häufig mit der Inanspruchnahme von Finanzberatung einher. Der Beitrag argumentiert, dass sich Sparwillige dabei in dem Dilemma befinden, dieser Beratung im Allgemeinen zu misstrauen, gleichzeitig aber faktisch auf sie angewiesen zu sein. Wir zeigen am Entscheidungsverhalten zur Riester-Rente, dass dieses vertrauenstheoretisch komplexe Dilemma mithilfe spezifischer Beziehungskonstruktionen bearbeitet wird. Empirisch kombinieren wir einen quantitativen Zugang in Form von Quer- und Längsschnittmodellen (fixed-effects) des SOEP und SAVE Datensatzes (Zeitraum: 2004–2010) mit einer in-depth-Analyse von 18 problemzentrierten Interviews. Unsere Befunde sind: 1. Vorsorgeentscheidungen werden meist über eine bereits bestehende Beziehung zum Berater getroffen. 2. Je weniger alternative Ressourcen verfügbar sind, desto stärker ist der Rückgriff auf diese Beziehung. 3. Berater nutzen den Beziehungsrahmen, um den Vertragsabschluss anzuregen. Die qualitativen Befunde verweisen 4. auf verschiedene Konstellationen der Einbettung von Beraterbeziehungen: Typologisch unterscheidbar sind dabei Treuhandverhältnisse, Zweckbündnisse oder passable Ad-hoc-Kooperationen. Im Ergebnis erweist sich die häufig vorherrschende Vorstellung von privater Altersvorsorge als atomistisch-rationale Zukunftsplanung als Illusion.
Altersvorsorgeentscheidungen gehen häufig mit der Inanspruchnahme von Finanzberatung einher. Der Beitrag argumentiert, dass sich Sparwillige dabei in dem Dilemma befinden, dieser Beratung im Allgemeinen zu misstrauen, gleichzeitig aber faktisch auf sie angewiesen zu sein. Wir zeigen am Entscheidungsverhalten zur Riester-Rente, dass dieses vertrauenstheoretisch komplexe Dilemma mithilfe spezifischer Beziehungskonstruktionen bearbeitet wird. Empirisch kombinieren wir einen quantitativen Zugang in Form von Quer- und Längsschnittmodellen (fixed-effects) des SOEP und SAVE Datensatzes (Zeitraum: 2004–2010) mit einer in-depth-Analyse von 18 problemzentrierten Interviews. Unsere Befunde sind: 1. Vorsorgeentscheidungen werden meist über eine bereits bestehende Beziehung zum Berater getroffen. 2. Je weniger alternative Ressourcen verfügbar sind, desto stärker ist der Rückgriff auf diese Beziehung. 3. Berater nutzen den Beziehungsrahmen, um den Vertragsabschluss anzuregen. Die qualitativen Befunde verweisen 4. auf verschiedene Konstellationen der Einbettung von Beraterbeziehungen: Typologisch unterscheidbar sind dabei Treuhandverhältnisse, Zweckbündnisse oder passable Ad-hoc-Kooperationen. Im Ergebnis erweist sich die häufig vorherrschende Vorstellung von privater Altersvorsorge als atomistisch-rationale Zukunftsplanung als Illusion.