Beitrag in einem Tagungsband
Einfluss der Mensch-Tier-Beziehung auf die Eutergesundheit von Milchkühen
Details zur Publikation
Autor(inn)en: | Ivemeyer, S.; Knierim, U.; Waiblinger, S. |
Herausgeber: | KTBL |
Verlag: | KTBL |
Verlagsort / Veröffentlichungsort: | Darmstadt |
Publikationsjahr: | 2011 |
Seitenbereich: | 79-87 |
Buchtitel: | Aktuelle Arbeiten zur artgemässen Tierhaltung 2011 - KTBL-Schrift 489 |
Titel der Buchreihe: | Aktuelle Arbeiten zur artgemässen Tierhaltung |
Jahrgang/Band : | 489 |
Zusammenfassung, Abstract
Auf 46 Milchviehbetrieben mit Laufstall wurde eine epidemiologische Untersuchung durchgeführt, um mögliche Effekte der Mensch-Tier-Beziehung auf die Eutergesundheit unter Einbezug von Herdencharakteristika und Managementfaktoren zu identifizieren. Bezüglich der Mensch-Tier-Beziehung wurden Melkereinstellungen, Melker- und Kuhverhalten beim Melken und die Ausweichdistanz der Kühe im Laufstall erfasst. Die Eutergesundheit wurde anhand der Milchleistungsprüfungsergebnisse der Betriebe über ein Jahr charakterisiert (Somatic Cell Score (SCS) und Neuinfektionsrate). Zytobakteriologische Analysen von Viertelgemelksproben aller laktierenden Kühe zeitnah am Untersuchungstag der Mensch-Tier-Beziehungserfassung lieferten Herdenprävalenzen zellzahlerhöhter Viertel und Mastitisviertel. Hinsichtlich des Managements wurden 34 Faktoren in die Auswertungen einbezogen. Nach einer univariablen Vorauswahl von Faktoren wurden multivariate Regressionsmodelle und ein Multilevel-Regressionsmodell berechnet, um die Einflüsse auf die Eutergesundheitsvariablen zu analysieren. Häufigster Prädiktor für eine bessere Eutergesundheit (SCS sowie Anteile zellzahlerhöhter und Mastitisviertel) unter den Mensch-Tier- Beziehungs-Variablen war der Anteil positiver Interaktionen des Melkers mit den Kühen. Zudem war eine geringere Ausweichdistanz signifikant mit einem geringeren Anteil zellzahlerhöhter Viertel verbunden. Ausschlagen der Kühe im Melkstand trat signifikant häufiger in Betrieben mit einer höheren Neuinfektionsrate auf. Daneben zeigten sich folgende Tier- und Managementfaktoren als signifikante Risikofaktoren für die Eutergesundheit: (1) Rasse, insbesondere Holstein, für SCS, Neuinfektionsrate und Anteil Mastitisviertel, (2) Alter der Kühe anhand der Laktationsnummern für SCS und Anteil Mastitisviertel, (3) Anzahl Neuinfektionen einer Kuh für den SCS, (4) Luftsaugen beim Melkzeug-Anhängen sowie (5) eine fehlende Separierung kranker Kühe für die Neuinfektionsrate und (6) eine gro{ß}zügig dimensionierte Liegefläche für den Anteil Mastitisviertel. Die Mensch-Tier-Beziehung ist somit relevant für die Eutergesundheit, insbesondere für die Höhe der Zellzahlen, während das Risiko für Neuinfektionen vornehmlich durch Managementfaktoren beeinflusst wird. Folglich wäre es sinnvoll, den Themenkomplex der Mensch-Tier-Beziehung zukünftig vermehrt in die Beratung von Bestandesbetreuungsprogrammen einzubeziehen. Summary Impacts of human-animal interactions and management factors on udder health were investigated in 46 dairy herds in loose housing systems. The human-animal relationship was measured by assessing milkers' attitudes and observing milkers' and cows' behaviour during milking and cows' avoidance distance in the barn. Furthermore, 34 management factors were assessed. Udder health was evaluated using milk recording data over a period of one year before assessment (somatic cell score (SCS) and new-infection rate per herd (NEWINF)). Additionally, prevalence of quarters with elevated somatic cell count ({\%}V>100) and mastitis quarters ({\%}VMastitis) were calculated from quarter-milk-samples of all lactating cows. Multivariable linear regression models were calculated. The proportion of positive behaviours milkers used when milking the cows was a predictor for three of the four mastitis indicators associated positively with udder health. A higher proportion of cows with an avoidance distance above 1 m and higher occurrence of kicking by cows during milking was associated with udder health indicators as well. Furthermore, some management and herd characteristics were identified as risk factors for mastitis. The results suggest that the human-animal relationship is relevant for udder health and thus should be considered in advisory activities concerning preventive mastitis control.
Auf 46 Milchviehbetrieben mit Laufstall wurde eine epidemiologische Untersuchung durchgeführt, um mögliche Effekte der Mensch-Tier-Beziehung auf die Eutergesundheit unter Einbezug von Herdencharakteristika und Managementfaktoren zu identifizieren. Bezüglich der Mensch-Tier-Beziehung wurden Melkereinstellungen, Melker- und Kuhverhalten beim Melken und die Ausweichdistanz der Kühe im Laufstall erfasst. Die Eutergesundheit wurde anhand der Milchleistungsprüfungsergebnisse der Betriebe über ein Jahr charakterisiert (Somatic Cell Score (SCS) und Neuinfektionsrate). Zytobakteriologische Analysen von Viertelgemelksproben aller laktierenden Kühe zeitnah am Untersuchungstag der Mensch-Tier-Beziehungserfassung lieferten Herdenprävalenzen zellzahlerhöhter Viertel und Mastitisviertel. Hinsichtlich des Managements wurden 34 Faktoren in die Auswertungen einbezogen. Nach einer univariablen Vorauswahl von Faktoren wurden multivariate Regressionsmodelle und ein Multilevel-Regressionsmodell berechnet, um die Einflüsse auf die Eutergesundheitsvariablen zu analysieren. Häufigster Prädiktor für eine bessere Eutergesundheit (SCS sowie Anteile zellzahlerhöhter und Mastitisviertel) unter den Mensch-Tier- Beziehungs-Variablen war der Anteil positiver Interaktionen des Melkers mit den Kühen. Zudem war eine geringere Ausweichdistanz signifikant mit einem geringeren Anteil zellzahlerhöhter Viertel verbunden. Ausschlagen der Kühe im Melkstand trat signifikant häufiger in Betrieben mit einer höheren Neuinfektionsrate auf. Daneben zeigten sich folgende Tier- und Managementfaktoren als signifikante Risikofaktoren für die Eutergesundheit: (1) Rasse, insbesondere Holstein, für SCS, Neuinfektionsrate und Anteil Mastitisviertel, (2) Alter der Kühe anhand der Laktationsnummern für SCS und Anteil Mastitisviertel, (3) Anzahl Neuinfektionen einer Kuh für den SCS, (4) Luftsaugen beim Melkzeug-Anhängen sowie (5) eine fehlende Separierung kranker Kühe für die Neuinfektionsrate und (6) eine gro{ß}zügig dimensionierte Liegefläche für den Anteil Mastitisviertel. Die Mensch-Tier-Beziehung ist somit relevant für die Eutergesundheit, insbesondere für die Höhe der Zellzahlen, während das Risiko für Neuinfektionen vornehmlich durch Managementfaktoren beeinflusst wird. Folglich wäre es sinnvoll, den Themenkomplex der Mensch-Tier-Beziehung zukünftig vermehrt in die Beratung von Bestandesbetreuungsprogrammen einzubeziehen. Summary Impacts of human-animal interactions and management factors on udder health were investigated in 46 dairy herds in loose housing systems. The human-animal relationship was measured by assessing milkers' attitudes and observing milkers' and cows' behaviour during milking and cows' avoidance distance in the barn. Furthermore, 34 management factors were assessed. Udder health was evaluated using milk recording data over a period of one year before assessment (somatic cell score (SCS) and new-infection rate per herd (NEWINF)). Additionally, prevalence of quarters with elevated somatic cell count ({\%}V>100) and mastitis quarters ({\%}VMastitis) were calculated from quarter-milk-samples of all lactating cows. Multivariable linear regression models were calculated. The proportion of positive behaviours milkers used when milking the cows was a predictor for three of the four mastitis indicators associated positively with udder health. A higher proportion of cows with an avoidance distance above 1 m and higher occurrence of kicking by cows during milking was associated with udder health indicators as well. Furthermore, some management and herd characteristics were identified as risk factors for mastitis. The results suggest that the human-animal relationship is relevant for udder health and thus should be considered in advisory activities concerning preventive mastitis control.